von Adriana Sofia Palloks (✉ adriana.palloks@univie.ac.at)
In einer zweiwelligen Panelstudie mit 529 Kindern (zwischen sechs und elf Jahren) sowie einem Elternteil (529 Personen) wurde der Einfluss von Kindermedien auf medienmotivierte Lebensmittelkaufwünsche bei Kindern untersucht. Im Abstand von sechs Monaten wurden zwei Befragungsrunden mit den Teilnehmenden durchgeführt. Ermittelt wurden die Faktoren Dauer des Medienkonsums, Alter, BMI der Kinder sowie der Kommunikationsstil der Eltern im Umgang mit Lebensmitteldarstellungen in Kinderfilmen und -serien. Die Antworten der Kinder wurden mit dem Fragebogenmaterial der Eltern abgeglichen und entsprechend ausgewertet.
Wie wirkt sich der digitale Fortschritt und die Etablierung neuer Mediengattungen auf die Freizeitgestaltung von jungen Menschen aus? Die "Mitglieder*innen" der Generationen X, Y und Z unterscheiden sich nicht nur hinsichtlich des Jahrzehnts, in dem sie geboren sind, sondern beispielsweise auch anhand ihrer Mediennutzung bzw. welche Medien zu ihrer Jugendzeit verfügbar waren. Während der Besitz eines PCs oder einer Videospielkonsole in Deutschland für Jugendliche der Generation X (gebürtig zwischen 1965-1980) noch relativ selten war, zogen jene zunehmend in den Hausstand von Jugendlichen der Generation Y (1981-1994) ein. Für Gen Z-Jugendliche (1995-2010) ist der Besitz eines Smartphones oder einer Videospielkonsole mittlerweile eine Selbstverständlichkeit. Kritiker*innen befürchten: Die zunehmende Nutzung digitaler Medien fällt zur Last der Lern- und Hausaufgabenzeit und kann sich negativ auf die Schulleistung von Jugendlichen auswirken.
Jugendliche aus drei Generationen dokumentierten ihren Medienalltag
Kommunikationsforscherinnen der Universität Wien widmeten sich der Frage – wie sich der Einzug digitaler Medien auf die Lebenswelt junger Menschen auswirkt – aus einer generationsübergreifenden Perspektive. Mit Zeitverwendungsdaten des deutschen Statistischen Bundesamtes untersuchten sie, "wie viel Zeit Jugendliche in den Jahren 1991-92, 2001-02 und 2012-13 im Schnitt täglich mit verschiedenen Medien als auch dem Erledigen von Hausaufgaben bzw. Lernen verbracht haben", erläutert Studien-Koautorin Anne Reinhardt.
Jede Erhebungswelle umfasste ca. 1.300 Schüler*innen im Alter zwischen 12-18 Jahren, die ihre tägliche Mediennutzung bzw. Aktivitäten über die Zeitspanne von drei Tagen in einem Tagebuch festhielten. In den Tagebüchern wurden die Wochentage in 5-10 Minuten Segmente untergeteilt, sodass die Jugendlichen in jedem Zeitabschnitt beschreiben konnten, was sie hauptsächlich taten (Haupttätigkeit). Zusätzlich konnten sie Nebentätigkeiten notieren, die neben ihrer Haupttätigkeit stattfanden (etwa Freund*innen treffen und nebenbei Radio hören). Die Informationen aus den Tagebüchern wurden anhand der Art der Aktivität kategorisiert, wie Freizeit, Arbeitszeit, Medienzeit, etc. und mithilfe der Datenauswertungssoftware R analysiert.
Ein Anstieg an Freizeit bietet mehr Zeit für Medienkonsum
Die Tagebuchdaten verraten, dass Jugendliche der Generation Z über mehr Freizeit verfügen als die Generationen davor und damit auch die Nutzung digitaler Medien gestiegen ist. Trotz des erhöhten Medienkonsums hat sich die gewidmete Zeit für Lern- und Hausaufgaben nicht verkürzt: "Wir konnten zeigen, dass trotz der steigenden Popularität von Gaming in der beobachteten 20-Jahres-Zeitspanne der Einfluss auf die schulbezogene Zeit konstant und relativ schwach geblieben ist. Dies könnte ein Beleg dafür sein, dass Teenager jüngerer Generationen Selbstkontrollmechanismen entwickelt haben, um mit ihrer digitalisierten Umwelt umzugehen", bemerkt Reinhardt.
Spezifische Mediennutzung pro Generation
Die drei Generationen unterscheiden sich anhand der Medien, die sie im Alltag verwenden. Während Jugendliche der Generation X nur selten einen PC nutzten, gehörten Videospiele bei Jugendlichen der Gen Y zum zweithäufigsten Freizeitmedium. Bei der Gen Z hat sich die Online-Kommunikation (Chatten) zu einer der bedeutendsten Tätigkeiten entwickelt. Obwohl in den 20 Jahren, die zwischen den Erhebungen vergingen, neue digitale Medien entwickelt wurden, dominiert nach wie vor das Fernsehen die Freizeitgestaltung von Jugendlichen der drei untersuchten Generationen.
Forschungsausblick: Soziale Medien
Anne Reinhardt ergänzt abschließend die Ergebnisse mit einem entscheidenden Blick auf den Effekt sozialer Medien: "In der letzten Erhebungswelle im Jahr 2012 (Gen Z) zeigte sich ein sehr schwacher, aber negativer Einfluss von Online-Kommunikation auf die Hausaufgaben- und Lernzeit. Bedenkt man die Social Media-Nutzung von Jugendlichen heutzutage, wirft dieser Befund natürlich die Frage auf, ob Jugendliche entweder ähnliche Selbstkontroll-Mechanismen wie beim Gaming entwickelt haben oder aber die Sozialen Medien ein zunehmend großer Zeitkiller für konzentriertes Lernen geworden sind. Hier warten wir gespannt auf die neuen Daten des Statistischen Bundesamts, die hoffentlich bis 2025 veröffentlicht werden."