Das Institut für Kommunikationswissenschaft hat zum Ziel, zunehmend Open Science Praktiken umzusetzen. Mit Beginn des Jahres 2021 wurde Tobias Dienlin zum Open Science-Beauftragten des Institutes bestellt. Er ist die zentrale Ansprechperson für alle Fragen zum Themenkreis Open Science.

Um Studentinnen und Studenten sowie Forscherinnen und Forscher hierbei bestmöglich zu unterstützen, finden Sie auf dieser Seite verschiedene Materialien, Hintergrundinfos und Empfehlungen.


Warum benötigen wir Open Science?

In den Sozialwissenschaften wird zunehmend der Ruf nach mehr Open Science laut. Einer der Auslöser ist die sogenannte Replikationskrise. Verschiedenen Sozialwissenschaften gelingt es nicht, bereits veröffentlichte Forschungsergebnisse erfolgreich zu replizieren.1 Dies stellt ein Problem dar, denn Replikation ist ein Grundpfeiler für robuste wissenschaftliche Erkenntnisse.

Für die Kommunikationswissenschaft gibt es aktuell noch keine solch groß angelegten Replikationsstudien. Doch selbst wenn es in der Kommunikationswissenschaft keine Krise geben sollte, so ist das Umsetzen von Open Science in jedem Fall gewinnbringend, da es auf zentrale Weise Mertons vier grundlegenden Forschungsprinzipien der Kommunalität, Universalität, Uneigennützigkeit und der kritischen Analyse entspricht.2


Was ist Open Science?

Open Science hat zum Ziel, den Zugang zur Forschung zu vereinfachen und verbessern. Zu Open Science zählen folgende Praktiken:

  • Teilen von Forschungsdaten. Es eignen sich Plattformen wie das Open Science Framework oder AUSSDA – The Austrian Social Science Data Archive. Datensätze sollten idealerweise einen eigenen DOI (digital object identifier) erhalten, damit sie zitierbar werden.
  • Teilen von Materialien (Items, Anweisungen, Stimuli). Hier bietet sich ebenso das Open Science Framework an, aber grundsätzlich jedes Online-Repository. Dies vereinfacht das Replizieren von Studien und erlaubt ein besseres Verständnis der jeweiligen Publikation.
  • Teilen von Syntax. Dies beschreibt den Code, der für Analysen notwendig ist.
  • Teilen von Ergebnissen und Zusatzanalysen.
  • Veröffentlichen von Preprints. Preprints sind sogenannte Autorenversionen der eingereichten Manuskripte – sprich, die noch nicht korrekturgelesenen und professionell gesetzten Dokumente. Die meisten Verlage akzeptieren das Veröffentlichen von Preprints – hier lässt sich dies im Einzelfall nachprüfen.
  • Publizieren in Open Access Formaten. Die Universität Wien bietet viele Lösungen an: Sie unterstützt Forscherinnen und Forscher finanziell und es gibt viele bereits bestehende Vereinbarungen mit Verlagen. Im Regelfall ist die Publikation als Open Access möglich.


Darüber hinaus gibt es auch Open Science Praktiken, die primär auf den eigentlichen Forschungsprozess abzielen.

  • Präregistrieren von Forschungsdesigns. Dies bedeutet das Aufschreiben von Hypothesen, Forschungsfragen, theoretischen Ansätzen, Designs und Analysemethoden, bevor die eigentliche Studie durchgeführt wird. Die Nutzung der Vorlage des Centers for Open Science wird empfohlen.
  • Publizieren im Format von Registered Reports. Hier reicht man eine präregistrierte Studie ein, bevor die Daten erhoben werden und die Ergebnisse feststehen. Wird die eingereichte Studie positiv evaluiert, gibt es eine Publikationsgarantie des Journals. Anschließend werden die Daten erhoben und ausgewertet. Sofern die Ergebnisse korrekt umgesetzt wurden, muss die Studie publiziert werden. Eine zunehmende Anzahl an Journals bietet Registered Reports an. Für mehr Informationen gibt es hier eine Übersicht.
  • Durchführen von Replikationsstudien. Um herauszufinden, welche Studien robust sind, müssen Replikationen durchgeführt werden. In der Kommunikationswissenschaft werden aktuell allerdings kaum direkte Replikationen durchgeführt, obwohl diese sehr erkenntnisreich sind. Es bietet sich bspw. an, während der Promotion eine zugrundeliegende Studie zu replizieren.
  • Kollaborationen mit anderen Forscherinnen und Forschern. Um statistisch robuste Ergebnisse zu erzielen, bedarf es häufig großer Stichproben, die oftmals nur in Verbünden erzielt werden können. Ebenso gibt es aktuell keine groß angelegten Replikationsprojekte in der Kommunikationswissenschaft.
  • Sekundäranalysen. Es besteht eine Fülle groß angelegter und hochwertiger Datensätze. Bevor neue Daten gesammelt werden, empfiehlt es sich zu prüfen, ob nicht bereits Datensätze zur Fragestellung vorhanden sind. Hier gibt es eine Liste frei verfügbarer Datensätze.


Folgende Bereiche zählen auch zu Open Science:

  • Freie Verfügbarkeit von Lehrmaterialien (siehe bspw. Learning Statistics with R).
  • Entwicklung und Nutzung frei zugänglicher Software (bspw. R oder Rmarkdown).
  • Transparent machen der Evaluation von Forschung im Rahmen des sogenannten Open Peer Reviews.
  • Förderung von Diversität im Forschungsprozess und bezüglich Forschungsfragen


Wo finde ich weiterführendes Material?

Um sich in der Materie zu vertiefen, können wir auf folgende Materialien verweisen.


Fachartikel

  • Dienlin, T., Johannes, N., Bowman, N. D., Masur, P. K., Engesser, S., Kümpel, A. S., Lukito, J., Bier, L. M., Zhang, R., Johnson, B. K., Huskey, R., Schneider, F. M., Breuer, J., Parry, D. A., Vermeulen, I., Fisher, J. T., Banks, J., Weber, R., Ellis, D. A., … de Vreese, C. (2021). An agenda for open science in communication. Journal of Communication, 71(1). doi:10.1093/joc/jqz052
  • Lewis Jr, N. A. (2020). Open communication science: A primer on why and some recommendations for how. Communication Methods and Measures, 14(2), 71–82. doi:10.1080/19312458.2019.1685660
  • Munafò, M. R., Nosek, B. A., Bishop, D. V. M., Button, K. S., Chambers, C. D., Du Percie Sert, N., Simonsohn, U., Wagenmakers, E.-J., Ware, J. J., & Ioannidis, J. P. A. (2017). A manifesto for reproducible science. Nature Human Behaviour, 1(1). doi:10.1038/s41562-016-0021


Bücher

  • Chambers, C. (2019). The seven deadly sins of psychology: A manifesto for reforming the culture of scientific practice.
  • Ritchie, S. (2020). Science fictions: Exposing fraud, bias, negligence and hype in science.


Materialien


Organisationen & Initiativen


An wen kann ich mich bei Fragen wenden?

Betreut wird das Angebot vom jeweils amtierenden Open Science-Beauftragten des Instituts, aktuell ist dies Tobias Dienlin. Melden Sie sich gerne bei Rückfragen!


1 Nosek, B. A., Hardwicke, T. E., Moshontz, H., Allard, A., Corker, K. S., Almenberg, A. D., Fidler, F., Hilgard, J., Kline, M., Nuijten, M. B., Rohrer, J. M., Romero, F., Scheel, A. M., Scherer, L., Schönbrodt, F., & Vazire, S. (2021). Replicability, robustness, and reproducibility in psychological science. PsyArXiv. doi:10.31234/osf.io/ksfvq

2 Merton, R. K. (1942). A note on science and democracy. Journal of Legal and Political Sociology, 115-126.