Gemeinsam stark: Wie Teamkommunikation technologische Hürden in der Telearbeit beseitigt

08.11.2023

Hybrides Arbeiten erlebt seit der Digitalisierung und der COVID-19 Pandemie einen Aufschwung, wobei Arbeitnehmer*innen häufig technische Herausforderungen bewältigen müssen. Die Kommunikation mit Teamkolleg*innen kann dabei in vielerlei Hinsicht unterstützen.

von Adriana Sofia Palloks (✉ adriana.palloks@univie.ac.at)

Die an der Universität Wien durchgeführte Studie konzentrierte sich auf die Zunahme von Telearbeit und die Herausforderungen, vor denen Arbeitnehmer*innen in diesem Kontext stehen. Von besonderem Interesse war hierbei die Rolle der Teamkommunikation bei der Bewältigung von Stress im Umgang mit technischen Kommunikationstools und Programmen sowie die wahrgenommene Arbeitsbelastung. 400 österreichische und deutsche Arbeitnehmer*innen beantworteten zwischen August und September 2021 einen digitalen Fragebogen zu Telearbeit und Teamkommunikation. Die Daten wurden von einem Meinungsforschungsunternehmen erhoben und von einem Forschungsteam an der Universität Wien ausgewertet. Die Studie bietet einen Einblick in die Telearbeit, insbesondere welchen Einfluss die Teamkommunikation auf die Stressbewältigung in Verbindung mit technischen Herausforderungen und wahrgenommener Arbeitsbelastung hat.


Die Lockdowns während der COVID-19-Pandemie zwangen viele Arbeitnehmer*innen dazu, unerwartet in den eigenen vier Wänden zu arbeiten. Sie waren aber häufig nicht ausreichend vorbereitet, um die dafür notwendigen digitalen Tools zur Kommunikation und Zusammenarbeit adäquat zu nutzen. Die mangelnde Erfahrung und die Notwendigkeit, neue Funktionen zu erlernen, können dazu führen, dass Menschen Kommunikationstools und Programme als kompliziert empfinden und dadurch zusätzlichen Stress empfinden. Studien in diesem Bereich zeigen, dass sowohl informative als auch emotionale Unterstützung von Teamkolleg*innen dazu beitragen können, diesen Stress zu reduzieren und die Zufriedenheit unter der Belegschaft zu erhöhen.

Auf dieser Prämisse fußt die vorliegende Studie der Forscher*innen der Universität Wien sowie der HEC Montréal. 400 österreichische und deutsche Arbeitnehmer*innen, die mindestens die Hälfte ihrer Arbeitszeit in Telearbeit verrichteten und dabei in Organisationen mit mindestens 250 Angestellten beschäftigt waren, haben dazu im Spätsommer 2021 einen digitalen Fragebogen ausgefüllt. Die Daten wurden von einem international tätigen Meinungsforschungsunternehmen erhoben und vom Forschungsteam statistisch ausgewertet. Der Schwerpunkt der Befragung lag auf dem Zusammenspiel zwischen Telearbeit und Teamkommunikation, um herauszufinden, inwieweit unterstützende Teamkommunikation den Stress – verursacht durch technologische Herausforderungen und wahrgenommene Arbeitsbelastungen – mindern kann.

Arbeitsressourcen mindern die Arbeitsbelastung

In der theoretischen Aufarbeitung der Thematik unterscheiden die Forscher*innen zwischen Arbeitsanforderungen und Arbeitsressourcen. Anforderungen sind Aspekte der Tätigkeit, die eine ständige physische und/oder psychische Anstrengung erfordern und als generelle Berufsbelastungen auftreten können. Arbeitsressourcen sind im Gegenzug Möglichkeiten, um Arbeitsziele erfolgreich zu erreichen, die besagten Arbeitsanforderungen zu mindern und die Arbeitsmotivation der Belegschaft zu begünstigen. Unterstützende Teamkommunikation wird in diesem Kontext als Arbeitsressource angesehen, während komplexe technologische Tools als Arbeitsanforderung eingestuft werden. Um den Stress unter der Belegschaft während der Telearbeit reduzieren zu können, bieten Organisationen folgende Unterstützung: (1) Technischen Support, (2) Bereitstellung von internen Informationen zu neuen Programmen, und (3) Kompetenzen, die unter den Mitarbeitenden weitergegeben werden. Neben informativer Kommunikation kann auch die emotionale Unterstützung (bspw. Sorgen anhören, Trost spenden, Ermutigungen aussprechen, etc.) unter Kolleg*innen oder von der Geschäftsleitung den empfundenen Stress reduzieren.

Emotionale Unterstützung zeigt größere Wirkung als die Bereitstellung von Informationen

Studienautorin Ingrid Wahl erläutert im Detail: "Wenn Personen, die virtuell arbeiten, von ihren Kolleg*innen unterstützt werden, dann kann dies den empfundenen Stress, der durch neue Technologien ausgelöst wird, verringern. Dabei zeigte emotionale Unterstützung – zum Beispiel durch Zuhören, Trösten oder Ermutigen – mehr Wirkung als Unterstützung durch die Bereitstellung von Informationen". Es stellte sich auch heraus, dass Erfahrung mit Telearbeit helfen kann. Je mehr Stunden Arbeitnehmer*innen ihre Tätigkeit in Telearbeit verrichteten, desto geringer empfanden sie den durch komplexe Technologien entstandenen Stress. Dies zeigte sich beispielhaft bei Personen, die etwa 80 % ihrer Arbeitszeit in Telearbeit verbrachten im Vergleich zu solchen, die mehr Zeit im Büro arbeiteten. Je komplexer die Kommunikationstools und -programme wahrgenommen wurden, desto größer erschien den Befragten ihre Arbeitsbelastung.

Tipps für die Praxis

Die Forscher*innen runden ihre Studie mit konkreten Handlungsempfehlungen an Mitarbeiter*innen der internen Unternehmenskommunikation von Organisationen ab und regen zu neuen/kreativen Wegen an, um die Vernetzung unter den Telearbeitenden und der Belegschaft vor Ort zu begünstigen. Sie sollen dazu ermutigt werden, sich unabhängig von der Arbeitsagenda online zu begegnen, um die gegenseitige emotionale Unterstützung zwischen ihnen zu fördern. Dennoch raten sie zusätzlich zu frühen und regelmäßigen Meetings in Präsenz, die sich vorteilhaft auf die empfundene Teamzugehörigkeit und den Zusammenhalt zwischen Kolleg*innen auswirken können. Schließlich empfehlen sie Organisationen die Entwicklung und Bereitstellung von systematischen Telearbeit-Onboarding-Prozessen für ihre Teammitglieder.

Publikationsdetails

Wahl, I., Wolfgruber, D., & Einwiller, S. (2023). Mitigating teleworkers' perceived technological complexity and work strains through supportive team communication. Corporate Communications: An International Journal. Advance online publication. doi:10.1108/CCIJ-05-2023-0061

Ingrid Wahl ist seit 2022 Postdoc am Institut für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft der Universität Wien.

 

Daniel Wolfgruber ist Postdoctoral Fellow an der HEC Montréal, Kanada.

 

Sabine Einwiller ist Professorin für Public Relations Forschung und Vorständin des Institut für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft der Universität Wien.