Das Projekt "Entstehung sozialer Themen im hybriden Mediensystem" untersucht das Aufkommen sozialer Themen in sozialen Medien, wie wir es in populären Hashtag-Kampagnen wie #metoo oder #blacklivesmatter beobachten können. Sie beginnen als Diskussionen in den sozialen Medien und können mit der Zeit zu kritischen Themen werden, die starke Emotionen hervorrufen und "populär" sind. An einem bestimmten Punkt der viralen Verbreitung werden die Themen von professionellen Nachrichtenmedien aufgegriffen und finden ihren Weg in den Mainstream. Für die Demokratie und die Zivilgesellschaft ist äußerst wichtig, zu definieren, welche Themen wichtig sind und politisches und gesellschaftliches Handeln erfordern. Die kontinuierliche Entwicklung sozialer Medien wird ihre Bedeutung zukünftig weiter steigern. Die Wissenschaft braucht jedoch noch eine vollständige Erklärung, wie diese Themen entstehen und sich verbreiten, da die bisherige Forschung verschiedene Faktoren nur isoliert betrachtet hat.
Als Ausgangspunkt wird angenommen, dass die Entstehung eines sozialen Themas zwei parallele und scheinbar widersprüchliche Prozesse umfasst: erstens die virale Verbreitung des Themas in sozialen Medien (z.B. über Hashtags und Reposts) und zweitens Kontrollversuche von Gruppen und Einzelpersonen (z.B. eine Aktivist*innengruppe, die eine bestimmte Botschaft verbreitet, oder ein Prominenter, der eine persönliche Geschichte unter einem bestimmten Hashtag teilt). Das Projektteam hat sich zum Ziel gesetzt, die zugrunde liegende Logik zu verstehen und zu untersuchen, welche Gruppen in welchen Phasen und auf welche Weise an den Hashtag-Debatten teilnehmen. Um dies herauszufinden, wird das Team Akteur*innen befragen, die an der Entstehung von sozialen Themen beteiligt sind, wie z. B. Aktivist*innen in den sozialen Medien. Außerdem werden mit Hilfe von Algorithmen des maschinellen Lernens Inhalte zu vielen Themen aus sozialen Medien, alternativen Medien und Nachrichten analysiert werden. Damit soll eruiert werden, wie Themen entstehen und wie sich Debatten über sie im Laufe der Zeit verändern. Auf der Grundlage dieser empirischen Erkenntnisse wird eine Computersimulation entwickelt, die zeigt, wie sich soziale Themen auf Social-Media-Plattformen herausbilden und verbreiten.
Social Issue Emergence in the Hybrid Media System wird als internationales Kooperationsprojekt gemeinsam mit Thorsten Quandt von der Westfälischen-Wilhelms-Universität Münster (Deutschland) durchgeführt. Annie Waldherr wird das österreichische Projektteam leiten, das von Kateryna Maikovska als Praedoc sowie Moritz Sedlatschek als studentischem Mitarbeiter komplettiert wird. Der FWF stellt hierfür in den kommenden drei Jahren rund € 163.000 zur Verfügung.
Social Issue Emergence in the Hybrid Media System
Fördergeber: FWF (Call: WEAVE)
PI: Annie Waldherr
Laufzeit: 2023-2026
Fördersumme: € 163.696,05