Das sich rasant entwickelnde politische Informationsumfeld stellt die Demokratie vor erhebliche Herausforderungen: Die Verbreitung von Desinformation, die Zunahme von Hassrede und der Mangel an bereichsübergreifenden Informationen gefährden die Qualität des demokratischen Diskurses. Zugleich erschweren methodische Herausforderungen – wie beispielsweise der Zugang zu eigenen Daten – ein umfassendes Verständnis der Auswirkungen von Interventionen und Regulierungen.
WHat-if verfolgt das Ziel, eine empirisch fundierte Simulation zu entwickeln und kritisch zu evaluieren, die als "digitaler Zwilling" des digitalen politischen Informationsumfeldes fungiert. Diese "WHat-if-Maschine" soll genutzt werden, um die Effekte potentieller politischer und regulatorischer Eingriffe zu testen. Damit bietet das Projekt ein Werkzeug für evidenzbasierte Politikgestaltung im Bereich der (sozialen) Medien und Regulierung.
Das innovative Vorgehen des Projekts kombiniert Methoden wie Datenspenden, agentenbasierte Modellierung und Large Language Models (LLMs), um die Simulation zu erstellen. Diese wird durch immersive virtuelle Feldexperimente und mit "Was-wäre-wenn"-Szenarien zu regulatorischen Eingriffen validiert. In einem gemeinsamen Prozess mit politischen Entscheidungsträgern und Bürger*innen wird sichergestellt, dass die Ergebnisse praxisrelevant und nutzerorientiert sind. Abschließend analysiert das Projekt die rechtliche und ethische Machbarkeit der Simulation und Datenverwendung kritisch, um neue Einsichten in die Rolle des Informationsumfeldes für die Demokratie zu gewinnen. Die Ergebnisse des Projekts sollen die Grundlage für wirksame Medienregulierung und -interventionen schaffen. Darüber hinaus leistet WHat-if einen wesentlichen Beitrag zur Computational Social Science.
Das auf drei Jahre angelegte Projekt wird von Kolleg*innen an der VU Amsterdam koordiniert. An unserem Institut wird das Projekt von Annie Waldherr (PI) und Hajo Boomgaarden (Co-PI) geleitet sowie von Aytalina Kulichkina unterstützt. Die EU stellt im Framework von Horizon Europe der Universität Wien als Projektpartner rund € 446.000 für die Durchführung zur Verfügung.
Detaillierte Informationen zum Konsortium können im Forschungsdokumentationssystem CORDIS abgerufen werden.
WHat-if: Advanced Simulations for Testing the Effect of the Information Environment on the Functioning of Democracy
Fördergeber: Europäische Union • Programm: Horizon Europe
PI: Annie Waldherr • Hajo Boomgaarden (Co-PI)
Laufzeit: 2025-2027
Fördersumme: € 446.020
Gesamtfördersumme (Projektverbund): € 3.197.385