COVID-19 Krisenmanagement in Organisationen: Wie kann das Engagement der Mitarbeitenden aufrechterhalten werden?

28.07.2021

Kommunizierte Informationen, Wertschätzung und Partizipationsmöglichkeiten in Organisationen fördern das Engagement am Arbeitsplatz, auch in Krisensituationen.

von Adriana Sofia Palloks (✉ adriana.palloks@univie.ac.at)

Infektionsgefahr, Shutdown, Homeoffice, Kurzarbeit, Angst vor Entlassung. Die COVID-19-Pandemie hat seit ihrem Ausbruch im Frühjahr 2020 schwere Konsequenzen für die Erwerbstätigen in Österreich nach sich gezogen. Diese veränderten Arbeitsbedingungen stellten das Arbeitsengagement der Arbeitnehmenden auf die Probe. Um gut durch die Krisensituation zu kommen, war die Unternehmensführung jedoch auf die volle Einsatzbereitschaft ihrer Belegschaft und auf deren Akzeptanz von krisenbedingten Entscheidungen angewiesen. Denn es sind die Mitarbeitenden, die "den Laden am Laufen halten" und auch in schwierigen Situationen das Bestehen der Organisation sichern. Adäquate Krisenkommunikation kann hierbei helfen.

Sabine Einwiller, Christopher Ruppel und Julia Stranzl von der Universität Wien untersuchten im Rahmen ihrer Studie, welche Formen betriebsinterner Kommunikation in Zeiten von Corona das berufliche Engagement der Mitarbeitenden fördern können. Die Online-Umfrage erfolgte zwischen dem 6. und 18. April 2020, etwa drei bis vier Wochen, nachdem die österreichische Regierung den ersten Shutdown anordnete. Insgesamt beteiligten sich 1.033 österreichische Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, die zu diesem Zeitpunkt in den unterschiedlichsten Branchen und in Organisationen verschiedener Größe tätig waren.

Laut den Ergebnissen wirken sich sowohl informationale als auch beziehungsorientierte Kommunikationselemente, wie Partizipation und Wertschätzung, positiv auf die Arbeitseinstellung von Arbeitnehmenden in der vorliegenden Krisensituation aus. Für die Akzeptanz krisenbezogener Entscheidungen des Managements ist nicht nur die Art der Information entscheidend, sondern auch die Art und Weise, wie kommuniziert wird. Faktenbezogene Informationen sind essenziell, um die Sachlage grundsätzlich verstehen und um Veränderungen mit Offenheit begegnen zu können. Die Informationsvermittlung sollte möglichst direkt und transparent sein, denn dies begünstigt die Akzeptanz von krisenbedingten Entscheidungen des Managements.

Neben der Akzeptanz von Entscheidungen ist jedoch vor allem die emotionale Bindung der Mitarbeitenden zu stärken, denn diese hat einen besonders starken Einfluss auf das Arbeitsengagement. Dabei können Kommunikationselemente, die Partizipation und Wertschätzung vermitteln, von großer Hilfe sein. Wichtig ist, dass die Erfahrungen und Meinungen der Mitarbeitenden in Entscheidungsprozesse miteinfließen. Dies kann erfolgen, indem die Unternehmensführung den Dialog sucht und ein "offenes Ohr" für die Wünsche, Anregungen und Sorgen der Belegschaft bietet. Außerdem kann die Unternehmensleitung ihren Mitarbeitenden stärkend zur Seite stehen, indem sie ihre erbrachten Leistungen lobt und sich für ihre Einsatzbereitschaft bedankt. Ein "Schulterklopfen" von der Chefin oder vom Chef oder auch von der obersten Führungsebene kann die Motivation und die emotionale Bindung mit der Organisation fördern. Und dies sorgt dafür, dass die Mitarbeitenden ihr Engagement beibehalten oder vielleicht sogar steigern, auch in einer Krisensituation wie der Corona-Krise.

Hauptautorin Sabine Einwiller betont zum Thema Krisenkommunikation in Organisationen, dass es für die Bewältigung einer Krise den "reziproken" – also gegenseitigen – Austausch von Ressourcen braucht: "Organisationen sind auf die anhaltende Unterstützung ihrer Mitarbeitenden in einer Krisensituation wie der Corona-Krise angewiesen. Allerdings müssen sie, um diese Unterstützung zu gewinnen, auch etwas zurückgeben, was durch Kommunikation erfolgen kann. Wir folgern, dass die Unterstützung der Mitarbeitenden in Form von Arbeitsengagement vor allem durch eine beziehungsorientierte Kommunikation gefördert wird, die Wertschätzung zeigt und Partizipation zulässt."


Publikationsdetails

Einwiller, S., Ruppel, C., & Stranzl, J. (2021). Achieving employee support during the COVID-19 pandemic – The role of relational and informational crisis communication in Austrian organizations. Journal of Communication Management, 25(3), 233-255. doi:10.1108/JCOM-10-2020-0107

Die Studie der Universität Wien untersuchte den Einfluss organisationsinterner Kommunikation auf das Arbeitsengagement ihrer Mitarbeitenden in Zeiten der COVID-19-Pandemie. Die Daten wurden mittels Online-Umfrage unter 1.033 österreichischen Arbeitnehmenden im Zuge der ersten Welle (6.-18. April 2020) erhoben. Rekrutiert wurden die Teilnehmenden über den globalen Marktforschungsdienstleister Dynata. Die Befragten verfügten über differente Bildungsabschlüsse und waren in unterschiedlichen Branchen, Sektoren und Organisationsgrößen beschäftigt. (Image © Tima Miroshnichenko)

Sabine Einwiller ist Professorin für Public Relations Forschung und Leiterin der Corporate Communication Research Group (CCOM) am Institut für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft der Universität Wien. Ihre Forschungsinteressen liegen in den Bereichen integriertes Kommunikationsmanagement, Unternehmensreputation, Unternehmenskommunikation in Krisen und Beschwerdemanagement, Mitarbeiterkommunikation sowie CSR-Berichterstattung. (Image © Sabine Einwiller)

Christopher Ruppel ist Universitätsassistent (Postdoc) am Institut für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft und Teil der Corporate Communication Research Group (CCOM). Seine primären Forschungsinteressen sind Stakeholder-Beziehungen, Corporate Social Responsibility, Unternehmenskrisen sowie native Werbung (Image © Christopher Ruppel)

Julia Stranzl ist Universitätsassistentin (Praedoc) am Institut für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft und Teil der Corporate Communication Research Group (CCOM). Im Rahmen ihres Doktorats erforscht sie die Wirkung, Möglichkeiten und Grenzen sozioemotionaler Krisenkommunikation gegenüber Mitarbeitenden zur Förderung von beruflichen Engagement und zum Schutz vor beruflichem Disengagement. (Image © Julia Stranzl)