FWF-Projekt "Vom Kern zur Peripherie" startet

10.08.2022

Ab 1. September wird ein Team rund um Folker Hanusch das vom FWF finanzierte Projekt "Vom Kern zur Peripherie: Grenzen des Journalismus" bearbeiten.

Das Forschungsprojekt mit einer Laufzeit von drei Jahren (bis 31.08.2025) wird von Folker Hanuschs Journalism Studies Center durchgeführt und von Phoebe Maares (Postdoc) und Kim Dana Löhmann (Praedoc) unterstützt werden. Insgesamt werden vom FWF rund € 368.000 für die Durchführung zur Verfügung stehen. 

Zum Inhalt: Die Digitalisierung hat zu einem grundlegenden Wandel vieler Bereiche der Gesellschaft beigetragen. Der Journalismus als eine der wichtigsten Institutionen in modernen Demokratien ist davon besonders betroffen. Heutzutage können alle, die über einen Internetanschluss verfügen, Funktionen von Journalismus übernehmen, wie z.B. die Vermittlung von Informationen und Analysen komplexer Sachverhalte. Darum wird es immer schwieriger zu bestimmen, wer nun tatsächlich Journalist*in ist – und wer nicht. Dazu kommt, dass in digitalen Medien politische Parteien, Wirtschaftsunternehmen und unzählige Social-Media-Influencer*innen Inhalte anbieten, die auf den ersten Blick wie journalistische Angebote aussehen. Dies macht es zunehmend schwierig zu entscheiden, welche Inhalte als Journalismus gelten können und sollen. Forschung und öffentlicher Diskurs haben sich den Strategien dieser neuen Anbieter*innen, dem sogenannten peripherem Journalismus, sowie den Folgen einer möglichen Verwechslung mit Journalismus zuletzt verstärkt gewidmet. Allerdings wissen wir bislang nicht, wie traditionelle Journalist*innen die Relevanz dieser neuen Akteur*innen bewerten; wir wissen kaum etwas dazu, wie die neuen Anbieter*innen selbst ihr Verhältnis zum traditionellen Journalismus einschätzen; und vor allem wissen wir nicht, wie das Publikum über diese neuen Angebote denkt und zwischen ihnen und traditionellem Journalismus unterscheidet. 

Ein solches Wissen ist jedoch wichtige Grundlage für öffentliche und politische Diskussionen darüber, welche Art Journalismus sich eine Gesellschaft wünscht, wie man Journalismus unterstützen und seine Qualität bemessen kann. Das Projekt widmet sich diesen Fragen und beantwortet sie durch ein Mehrmethodendesign: Zum einen werden traditionelle und periphere Journalist*innen in ganz Österreich in Leitfadeninterviews befragt; zum anderen werden Fokusgruppen mit einem breiten Spektrum von Österreicher*innen über deren Perspektiven auf Journalismus durchgeführt. Dies ermöglicht es uns, das wechselseitige Verhältnis zwischen Medienakteur*innen und ihrem Publikum besser zu verstehen und somit zu klären, was Journalismus in digitalen Mediengesellschaften ausmacht und legitimiert. Das Projekt liefert damit dringend benötigtes Wissen über die Rolle von peripherem Journalismus und die Herausforderungen, vor die er traditionelle Medienangebote stellt. Da wir neben Politikjournalismus auch die Bereiche Wirtschaft, Lifestyle und Sport berücksichtigen, liefern wir ein facettenreiches Bild des Wandels von Journalismus, das über die meist übliche Fokussierung auf politische Berichterstattung hinausgeht. Dadurch, sowie durch die Integration der Perspektiven von traditionellen und neuen Anbieter*innen und dem Publikum leistet das Projekt einen wichtigen Beitrag zu hochaktuellen wissenschaftlichen, politischen und öffentlichen Debatten zur Rolle von Journalismus in digitalen Mediengesellschaften.


Vom Kern zur Peripherie: Grenzen des Journalismus

Fördergeber: FWF
PI: Folker Hanusch
Laufzeit: 2022-2025
Mitarbeit: Phoebe Maares • Kim Dana Löhmann
Fördersumme: € 368.012

Image © Folker Hanusch